GUT FÜRS KLIMA SIEGEN-WITTGENSTEIN 07 Licht aus, Sterne an Wie weniger Licht der Natur helfen kann An vielen Orten wird es heute überhaupt nicht mehr richtig dunkel. Der Astronom Nikolaus Kopernikus beo- bachtete jede Nacht den Sternenhimmel. Dabei fand er heraus, dass nicht die Erde, son- dern die Sonne der Mittelpunkt unserer Gala- xie ist. Für damals eine bahnbrechende Entde- ckung, die heute als erwiesen gilt. Wenn man heutzutage nachts gen Himmel schaut, sieht man leider viel weniger Sterne, als zu Zeiten von Kopernikus. Fährt man nachts die A45 entlang in Richtung Siegen, kann man schon von Weitem einen der Gründe dafür erkennen: Ein helles Leuchten am Horizont. Mit knapp 13.000 Straßenlaternen im Stadtgebiet, ent- steht in Großstädten wie Siegen nachts eine Menge Licht. Dazu kommen Geschäfte, Re- staurants und Haushalte, die beleuchtet wer- den. Auch in anderen Orten im Kreisgebiet ist es nachts hell. Das Licht verbreitet sich weit über das Stadtgebiet hinaus, mit Folgen für Tier- und Umwelt. „Lichtverschmutzung lässt nicht nur den Sternenhimmel verschwinden. Es ist auch schädlich für Mensch und Natur“, erklärt Yanica Vitt, Klimaschutzmanagerin des Kreises Siegen-Wittgenstein. Lichtverschmutzung, das bedeutet: Es ist nachts zu hell. Falter und andere nachtaktive Insekten orientieren sich an dem Sternenlicht. Bei zu viel künstlichem Licht, verlieren sie die Orientierung und sterben. „Die Insektenpopu- lationen sind stark zurückgegangen. Gerade in größeren Städten, in denen es nachts sehr hell ist“, sagt Yanica Vitt. Das schadet auch den Vögeln, die sich von Insekten ernähren. Aber auch für Menschen kann Lichtverschmutzung zum Problem werden. „Zu viel Licht kann zu Schlafproblemen führen und in der Folge zu gesundheitlichen Problemen.“ Werbetafeln, Straßenlaternen, Beleuchtung in Geschäften oder Licht in privaten Haushal- ten – an vielen Orten wird die Nacht zum Tag. Aktuell nimmt die Helligkeit des Nachthimmels weltweit immer weiter zu. Das sagt eine Stu- die, die im Januar 2023 im Science-Magazin erschienen ist. Aber was kann man dagegen tun? In der direkten Nachbarschaft gibt es ein po- sitives Beispiel dafür, wie eine Kommune der Lichtverschmutzung den Kampf ansagt. In der Gemeinde Breitscheid im Lahn-Dill-Kreis werden die Straßenlaternen jeden Abend um 23:45 Uhr abgeschaltet. „Mit weniger Licht spart man auch Energiekosten. Eine Win-Win-Situation“, sagt Harald Heuser, der Bauamtsleiter. Er beschäftigt sich viel mit dem Thema Lichtverschmutzung und hat sich dafür eingesetzt, dass es in Breit- scheid nachts dunkel ist. „Grundsätzlich kann je- der seinen Beitrag leisten“, sagt er. „Man muss sich fragen, welches Licht nötig ist. Braucht man nachts Licht im Garten oder der Terrasse? Kann man Bewegungsmelder anbringen? Oft sind es Kleinigkeiten.“ Manche LEDs seien eine gute Alternative um die Lichtverschmutzung zu reduzieren, sagt der Bauamtsleiter. Aber keine Beleuchtung ist komplett umweltfreundlich. Wer reduziert, hat in den Sommermonaten vielleicht sogar das Glück, Glühwürmchen im Garten zu begrüßen, die ebenfalls ungern mit Kunstlicht um die Wette funkeln. In Siegen-Wittgenstein beleuchten fast alle Städte und Kommunen ihre Straßen bei Nacht. Die Stadt Siegen gehört dazu, dimmt ihre Lampen aber ab 22 Uhr um 50 Prozent. Viele Kommunen stellen schrittweise auf LEDs um. Die sind energiesparend und haben eine wär- mere Lichtfarbe, die Insekten nicht so schnell anlockt. „Das ist ein Schritt in die richtige Rich- tung, am Ziel sind wir aber noch lange nicht“, sagt Yanica Vitt.