KREISVERWALTUNG SIEGEN-WITTGENSTEIN INSIDE 07 Gemeinsam „wuppen“ Gemeinsam „wuppen“ sie viele Krisen sie viele Krisen 50 Jahre Regionale Schulberatungsstelle des Kreises Siegen-Wittgenstein Ein flauschiger Teppich, Pflanzen, Postkar- ten und Fotos an den Wänden, Regale mit Büchern und Urlaubsmitbringseln, ein Poster hinter dem Schreibtisch als Erinnerung an eine fünfmonatige Reise durch Australien, mit der sie sich einen großen Traum erfüllt hat – im Büro von Beate Schwagmaier herrscht eine gemütliche Atmosphäre. Und das nicht ohne Grund. „Wer hier rein kommt, soll sich direkt wohlfühlen“, sagt sie. „Der Zugang zu den Menschen ist dann einfacher, man kommt schneller ins Gespräch.“ Beate Schwagmaier ist Leiterin der Regio- nalen Schulberatungsstelle des Kreises Sie- gen-Wittgenstein. Die Schulberatungsstelle feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburstag und ist in dieser Zeit von einer „One-Man-Show“ zum multiprofessionellen Team gewachsen. Heute ist Beate Schwagmaier für 20 Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter verantwortlich, dazu gehören u.a. Psychologen, Sozialpädagogen, Lehrkräfte und Verwaltungskräfte. Gemein- sam „wuppen“ sie viele Krisen. Dazu arbeitet das Team nicht nach der Devi- se ‚Jeder macht alles‘ – „Die Kollegen haben besondere Schwerpunkte, für die sie durch Aus- und Fortbildungen qualifiziert sind“, er- klärt Beate Schwagmaier. Beispiele für solche Schwerpunkte sind Lese-, Rechtschreib- oder Rechenschwierigkeiten, Schulverweigerung, Hochbegabung, Aufmerksamkeitsschwierig- keiten oder Lehrkräfte- und Schulleitungscoa- ching. Um sie für Krisen zu wappnen, bietet das Team der Schulberatung u.a. umfassende Fortbildungen für die Krisenteams und Bera- tungskräfte der Schulen an. Die Krisen können ganz unterschiedlich aus- sehen. Ein Jugendlicher, der nicht mehr zur Schule geht, Fälle von Kindeswohlgefährdung, Das Team der Regionalen Schul- beratungsstelle haben wir überlegt, welche Hilfe gebraucht wird.“ Abgesehen von Gesprächen gibt es weitere Formen der Unterstützung. „Das kann ein ‚Raum für Trauer‘ sein, der eingerich- tet wird, oder ein Kondolenzbuch das wir vor Ort auslegen.“ Neben Problemen und Krisen gibt es auch schöne Momente: zum Beispiel, wenn Beate Schwagmaier eine Mutter trifft, mit der sie mal ein Krisengespräch geführt hat. „Es hat mir gutgetan, dass ich sie damals anrufen konnte“ hat die Mutter zu ihr gesagt. „Und wenn sie mir dann erzählt, dass ihr Kind Abi gemacht hat und jetzt studiert, obwohl es da- mals die Schule abbrechen wollte, freue ich mich sehr.“ Diese Erfolgsmomente sind nur möglich dank des guten Teams – da ist Beate Schwag- maier sicher. „Prägend für die Beratungsstelle ist die gegenseitige kollegiale Unterstützung, sei es in Dienstbesprechungen, bei Fallbera- tungen, oder ‚zwischen Tür und Angel‘. Ge- rade bei sehr krisenhaften Einzelfällen setzen wir statt auf Alleingänge auf unsere geballte Teamkompetenz“, sagt Schwagmaier. „Auf mein Team bin ich stolz!“ Seit 2005 ist Beate Schwagmaier Leiterin der Regionalen Schulberatungsstelle eine Amok-Drohung oder ein Todesfall an ei- ner Schule. „Wir hören viel zu und reden si- cher auch viel“, sagt Beate Schwagmaier – mit Eltern, Lehrern, Schulleitungen und natürlich Schülern. „Unsere Aufgabe ist es, zu beraten und Hilfestellungen zu geben, mit denen man es durch die Krise schafft.“ Gespräche finden vor Ort, z.B. in der Schule, statt, oft auch am Telefon. „Wenn ein Anruf kommt, z.B. von der Polizei, schalte ich direkt in einen ande- ren Modus. Ich bin dann sachlich und weniger emotional. Anders geht es nicht“, sagt Beate Schwagmaier. In Erinnerung geblieben ist ihr unter anderem ein dritter Advent. „Es gab einen Todesfall an einer Schule. Ich habe dann sonntags mit der Schulleitung gesprochen und gemeinsam